Yoga Philosophie

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Yoga Philosophie – Das können wir heute von ihr lernen

Gong zuhause

Es heißt, so manche Yogis, die den “erleuchteten” Zustand Samadhi erreichten, haben ihren Puls so signifikant verlangsamt, dass sie irrtümlicherweise für tot erklärt wurden. Daher hängt der eine oder andere Yogi ein Schild mit dem Hinweis an die Tür, dass er in Samadhi sei.

Auch wenn Yoga heute eine beliebte Sportart ist, geht der weitere Sinn der Yoga-Philosophie oft auf Kosten des reinen Körperbewusstseins verloren. Eine ausgewogene Yogapraxis mit all ihren körperlichen und mentalen Vorteilen beinhaltet jedoch einiges mehr als Vinyasas und Pranayama, denn es existiert eine komplette Yoga-Lebensweise.

Was steht hinter der uralten Yoga-Philosophie, und wie können wir sie uns im modernen Leben zunutze machen? Das und was es mit Patanjali, Ashtanga Yoga und den 8 Pfaden auf sich hat, erfährst Du in unserem Blogartikel.

Yoga Philosophie einfach erklärt

Ähnlich wie wir heute stellten sich die Yogis schon vor über 2000 Jahren Fragen zur Existenz und zum Sinn des Lebens. Dabei ist Yoga eine alte Denkweise, die sich auf altindische, heilige Texte, die Veden bezieht.

Die Veden und Rigveda

Diese wurden von weisen Priestern, den Brahmanen, bereits etwa 2000 vor Christus mündlich überliefert. 1000 Jahre später gab es die ersten Niederschriften und die Veden erreichten ein noch breiteres Publikum. Eine der wichtigsten von ihnen, die Rigveda, stellt existenzielle Fragen nicht unähnlich derer, die wir uns heute stellen: Gibt es einen Gott? Wie entstand die Welt und wie viel Wissen können wir Menschen überhaupt erlangen?

Das Wort Yoga in Sanskrit bedeutet so viel wie “Zusammenbinden” oder “Vereinigung” und diese Darstellung von Yoga als Einheit findet sich bereits im Rigveda. Die Verbindung des Einzelnen mit dem großen Ganzen nimmt hier eine wichtige Rolle ein und besagt, dass das Selbst das Göttliche ist, und dieses wiederum das “Alles”. Gott steckt demnach in allem, was uns umgibt und auch in uns selbst. Durch Meditation sollen wir also unser wahres Selbst (âtman) und so unsere Verbindung zu Gott erkennen.

Kerze zur Meditation

Die Yoga Sutra und Patanjali

Etwa 200-400 vor Christus schuf der Yogi Patanjali die Yoga Sutra. Dabei bedeutet Sutra soviel wie “Faden” und soll somit als Leitfaden zur Yogalehre dienen. Bei dem Text handelt es sich wohl um die wichtigste Grundlage der Philosophie des Yoga.

In den 196 Sutren in vier übergreifenden Kapiteln geht der Yogi Fragen nach der Freiheit des menschlichen Geistes nach. Nach Patanjali soll der Mensch eine tiefere Verbindung zum eigenen Bewusstsein eingehen und um das zu erreichen, muss er sich zuerst von seinen Ängsten, Wünschen, Gedanken, Erinnerungen und von seiner Reue befreien.

Dabei steht das Bewusstsein im Vordergrund, dass unsere Wahrnehmung nicht Wirklichkeit, sondern viel mehr Illusion ist, und dass noch eine andere Welt existiert, die “wahrhaftig” ist. Wenn wir unseren Geist nun kontrollieren lernen, können wir lernen, unsere flüchtigen Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühle als das zu erkennen, was sie sind – individuelle Eindrücke der Realität und nicht die Realität selbst. So soll es gelingen, unseren eigenen Geist gleichzeitig zu hinterfragen und dazu einzusetzen, die wahre Welt zu sehen.

Die 8 Pfade zur Erleuchtung

Wichtiger Bestandteil der Lehre Patanjalis bildet in den mittleren Kapiteln der Sutra die Ashtanga Yoga-Philosophie. Die Lehre setzt sich aus den beiden Worten Ashta (=Acht) und Anga (=Glied) zusammen und steht somit für die Acht Glieder oder Bestandteile des Yoga.

  1. Yamas: Der erste Pfad der Lehre stellt den Umgang mit unserer Umwelt dar. Wie behandeln wir unsere Mitmenschen, die Natur oder auch Tiere? Patanjali stellt hier fünf wichtige Wertvorstellungen in den Mittelpunkt, nach denen wir leben sollen. Man soll keine Gewalt ausüben, wahrhaftig sein, nicht stehlen, enthaltsam sein und keine Besitztümer erstreben.
  2. Niyamas: Der zweite Pfad behandelt den Umgang mit uns selbst. Wichtig ist dabei, unseren Körper, unsere Gedanken und unsere Worte rein zu halten. Mit Genügsamkeit gelingt es uns, mit unserem Leben und dem Hier und Jetzt zufrieden zu sein. Weiterhin sollen wir Selbstdisziplin zeigen und uns selbst immer weiter erforschen. Dabei sollen wir stets dem Göttlichen vertrauen, uns weniger Sorgen machen und die Ereignisse in unserem Leben akzeptieren.
  3. Asana: Erst in diesem Teil der Sutren geht es um die körperliche Praxis. Diese sollte ursprünglich dazu dienen, eine bequeme und stabile Meditationshaltung zu ermöglichen. Darüber hinaus hilft die körperliche Praxis aber dabei, sich zu fokussieren und von den eigenen Gedanken zu distanzieren. Im modernen Sinn werden die Asanas des Ashtanga Yoga als die körperlich anstrengendste und herausforderndste Yoga-Form betrachtet.
  4. Pranayama: Im vierten Pfad wird den Yogis die Kontrolle über das Atmen gelehrt. Durch das Zurückhalten des Atems und eine bewusste Atmung soll die Kontrolle über den Atem gewonnen werden, der auch als unser Geist oder unsere Lebensenergie betrachtet wird. So kann unsere Energie ins Gleichgewicht gebracht werden und wir verbinden uns mit dem Göttlichen in uns.
  5. Pratyahara: Der fünfte Pfad soll uns dazu bringen, unsere Sinne und unsere Aufmerksamkeit nach Innen zu richten. Er stellt den Übergang dar, zwischen den ersten vier Pfaden, die ihren Fokus auf die physische Welt richten, und den letzten drei mit Fokus auf unser Innenleben.
  6. Dharana: In diesem letzten Schritt vor der Meditation sollen wir uns in Konzentration üben. Hier geht es darum, unseren Fokus auf ein einziges Augenmerk, wie ein Mantra oder unseren Atem zu richten. Dabei behalten wir unsere Außenwelt noch in unserem Bewusstsein.
  7. Dhyana: In der Meditation rückt nun unser Inneres noch stärker in den Fokus. Die äußeren Einflüsse werden Teil der inneren und wir verlieren das Bewusstsein darüber, dass wir uns in einer Meditation befinden. Unser Sein ist einzig und allein auf einen inneren Fokus gerichtet.
  8. Samadhi: Im Pfad der Vereinigung verschmelzen wir vollkommen mit unserer Meditation. Unsere Identität verliert ihre Bedeutung und wir werden eins mit dem Fokus unserer Meditation und der Meditation selbst.

Alle acht Pfade sind wichtig, um Ashtanga Yoga zu lernen. Denn nur wer jede dieser einzelnen Komponenten beherrscht und sie miteinander vereint, kann Patanjali zufolge den Zustand der Erleuchtung erreichen.

Aufgeklapptes Buch im Halblicht

Die Yoga Philosophie in unserer modernen Welt

Patanjali, Sutra, Asana und Samadhi mögen auf den ersten Blick wie exotische Wörter aus einer alten Welt klingen. Dabei können wir jedoch auch heute viel von der Philosophie lernen. Wir leben in einer Welt, in der alle 20 Minuten das Smartphone klingelt, in der wir allzeit und überall für unsere Außenwelt erreichbar sind - und sei es von der anderen Seite der Welt. Uns und unserem Geist näherzukommen, Ruhe zu finden und Verbindung nach Innen, anstatt nach Außen zu suchen, könnte genau das sein, was wir anstatt dessen brauchen.

Dabei kann uns Yoga nicht nur beibringen, uns selbst näherzukommen und besser zu verstehen, sondern auch unsere Umwelt, Natur und Mitmenschen besser zu behandeln, freier zu leben und mehr Bewusstsein in unser Leben zu bringen. Wer weiß: Vielleicht erreichst auch Du irgendwann Samadhi, den erleuchteten Zustand. Vergiss nur nicht, ein Schild an die Tür zu hängen, damit es Dir nicht wie den Yogis vergangener Zeiten ergeht.

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